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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 25.01.2008


Ledisi – Lost and found
Silvy Pommerenke

Manchmal ist es ein Stigma, zu gut zu sein. Die stimmgewaltige R`n`B und Soul Sängerin gilt in ihren Kreisen als "musician`s musician". Eine großartige Auszeichnung, bloß vom Publikum...




...leider noch viel zu wenig bemerkt.

Dabei hat sie in den letzten Jahren für die Tribute-Produktionen zu Earth Wind and Fire, Ella Fitzgerald und Luther Vandross brillante Stücke eingespielt. Jetzt wird es also wirklich Zeit für die Frau aus New Orleans durchzustarten, und sie wird neuerdings hoch gehandelt und zieht mit zwei Grammy-Nominierungen in das Rennen des wichtigsten amerikanischen Musik Awards, der am 10. Februar stattfindet.

Ein Newcomer ist sie allerdings nicht, denn im Black Music-Underground wird sie seit längerem gehypt. Im Jahr 1999 gründete sie gemeinsam mit Sundra Manning (Organistin von Prince) das Plattenlabel LeSun Records, auf dem sie ihr Debutalbum "Soulsinger" herausbrachte. Leicht machte es sie den Mainstream gewohnten HörerInnen damals nicht, denn sie nahm sich atypischer Songtexte an und thematisierte beispielsweise Inzest ("Papa Loved To Love Me") oder häusliche Gewalt ("Coffee"). Aber genau das unterscheidet Ledisi glücklicherweise von der inflationären Rate an Soul und R`n`B Sängerinnen, die wie industriell gefertigte Ware aus dem Boden schießen, und es hat ihr letztendlich doch einen Majordeal bei Verve eingebracht.

Ledisi hat eine heiße Stimme, die manchmal ein wenig ungeschliffen klingt, was aber durchaus im Sinne der Musikerin liegt. Sie wollte sich unterscheiden von den aalglatt produzierten musikalischen Sisters und hat manches Mal einen first take auf ihr Album gepackt, was erfrischend anders klingt. Auch der ganze moderne Kram mit Hüften- und Arschwackeln liegt der Sängerin nicht, und sie besinnt sich auf geniales Soul- und R`n`B-Singing, das ohne dieses unnötige Beiwerk vollkommen auskommt. Neben klassischen Balladen ("Think of you", "In the morning", "Lost and found") gibt es jede Menge Dancefloornummern ("Today", "Upside down", "I tried") auf diesem großartigen Album.

Ledisi im Netz: www.ledisi.com und auf MySpace

Weiterhören: Angie Stone und Mary J. Blige

AVIVA-Tipp: Wer ein Faible für ausgefallene Soul und Rhythm`n `Blues Nummern hat, wird von dem Album "Lost and found" und vor allem von der Stimme Ledisis kaum noch wegkommen. Ein süchtigmachender Silberling einer genialen Musikerin, die hoffentlich in Bälde nicht mehr nur ein "musician`s musician" sein wird.

Ledisi
Lost and found

Label: Verve / Universal, Januar 2008


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Beitrag vom 25.01.2008

Silvy Pommerenke